Angelika Rauch als Diskutantin im Triestingtal
Mobilität im Triestingtal – auch noch morgen?
Podiums-Diskussion über die Mobilität im ländlichen Raum
Mehr als 50 Besucher aus dem Triestingtal und dem Raum Wr. Neustadt fanden am 4. April 2017 den Weg nach Günselsdorf zur kostenlosen Regions-Veranstaltung „Die Mobilität von morgen“. Die Marktgemeinde lud zu einer Podiums-Diskussion mit dem Untertitel „Hat das Auto noch Zukunft?“ ein, die in Kooperation mit dem Verein Smart Region Triestingtal (SRT²) organisiert und unter der Moderation des Vereins-Präsidenten Mag. Werner Dorfmeister durchgeführt wurde.
In seinem Einleitungs-Vortrag stellte Univ.-Prof. Helmut Detter von der TU Wien – ebenfalls im Vorstand des Vereins – fest, dass in den vergangenen Jahrzehnten durch hinterfragenswürdige politische Entscheidungen Wege beschritten wurden, die letztendlich zu den heutigen Problemen geführt hätten. Er wies auch darauf hin, dass das E-Car nicht die Lösung aller Probleme sein könne, solange der Strom zur Aufladung nicht größtenteils aus regenerierbaren Quellen stammen würde. Auch technische Ansätze zur Lösung gibt es bereits seit Jahrzehnten – nur die Umsetzung blieb hinter den Möglichkeiten zurück.
Peking ohne Smog? Daran konnte sich FH-Prof. Dipl.-Ing. Otfried Knoll, Leiter Bahntechnologie und Mobilität an der FH St. Pölten, noch erinnern – war er doch vor Jahrzehnten direkt aus der Transsibirischen Eisenbahn auf ein Fahrrad umgestiegen, um sich damit ins Gewühl des Straßenverkehrs in China zu werfen, der damals noch fast ohne Autos auskam. Die Problematik der nicht rentablen Bahn-Nebenstrecken sah er differenziert: Wenngleich wirtschaftliche Bestrebungen zur Einstellung oder zum Abbau von Strecken immer wieder entstehen würden, so läge doch auch ein nennenswerter Teil der Entscheidung bei der lokalen Bevölkerung, die im Falle des Streckenabschnitts im oberen Triestingtal Richtung St. Pölten scheinbar keinen ausreichenden Widerstand aufzubringen vermochte.
Ein weiteres Anwachsen der Vielfalt an möglichen Optionen sagte KR Dipl.-Ing. Rudolf Hamp, vormals Generaldirektor von General Motors Austria und Aufsichtsrat von Opel in Wien, voraus: „Es wird unterschiedlichste Motorisierungen geben, wobei Elektro, Verbrennungs- und andere Systeme einander sinnvoll ergänzen werden.“ Auch teurer müssten sie werden, die Autos, da ja durch Sharing-Systeme die Anzahl der verkauften Fahrzeuge zurückgehen würde. Auch er sieht – wie alle Teilnehmer der Podiums-Diskussion übrigens auch – den Schlüssel zu einer funktionierenden Mobilität in einem zweckmäßigen Mix an Systemen mit gut abgestimmten Schnittstellen bzw. Umstiegs-Möglichkeiten.
„Die größten Hürden sind meist nicht technischer, sondern organisatorischer Art“, so Dipl.-Ing. Angelika Rauch, Geschäftsführerin tbw research und Vorstandsmitglied der Bundesinitiative eMobility Austria. Es gehe darum, jene, die ein Fahrzeug haben und nicht ständig brauchen, mit jenen zusammenzubringen, die eines benötigen würden. Und auch gerade hier käme es auch zu gesellschaftspolitisch interessanten Ansätzen, bei denen beispielsweise Pensionisten mit jungen Familien gemeinsam kreative Lösungen finden könnten. Das Problem sei aber auch oft, dass Projekte, die zu Forschungszwecken und mit Fördermitteln ausgestattet auf den Weg gebracht wurden, sich in der Phase danach als kommerziell nicht überlebensfähig herausstellen würden.
Dipl.-Ing. Clemens Rainer, Experte für Smart City Management bei Denkstatt GmbH, gab zu bedenken, dass vor der Frage der Mobilität einer Gemeinde oder Region die Frage nach der Positionierung zu stellen sei: „Wie möchte man in einem bestimmten Raum leben und wie möchte man sich für die Zukunft erfolgreich aufstellen?“ Die Antworten auf derartige Fragen stünden oft im Widerspruch zu bestehenden, meist kurzfristigen Interessen einzelner Gruppierungen. Er äußerte auch die Befürchtung, dass im Rahmen des aktuell gültigen Wirtschaftssystems der Umstieg auf ein nachhaltiges Mobilitäts-System nicht ohne weiteres möglich sei. Allerdings wies er auch darauf hin, dass die Suche nach Alternativen eine wichtige Rolle einnehmen würde, und dass man mit SRT² bereits auf einem guten Weg unterwegs sei.
Auf die Feststellung aus dem Publikum, derartige Überlegungen wären hochpolitisch und eigentlich von den Kommunal- und Regionalpolitikern zu behandeln, verwies Werner Dorfmeister auf die gute und enge Zusammenarbeit mit der LEADER Region Triestingtal: das in Kürze startende Projekt „Triestingtaler Ideen-Garten“ sei aus dem Gedanken einer engen und konstruktiven Zusammenarbeit zum Wohle der Region entstanden und könnte durchaus auch für die Mobilität im Tal neue Ideen bringen.